Cornelia Schönwald liest „Helmuth James und Freya von Moltke. Abschiedsbriefe aus dem Gefängnis Tegel“, anschließendes Gespräch mit Meike Völker
Am 23. Januar 2025 jährte sich zum 80. Mal die Hinrichtung Helmuth James Graf von Moltkes durch die Nationalsozialisten in Plötzensee. Anlässlich dieses Tages fand die Lesung „Helmuth James und Freya von Moltke. Abschiedsbriefe aus dem Gefängnis Tegel“ statt. Es war eine Art Auftaktveranstaltung für unsere „Woche der Demokratie“, die am folgenden Montag, am 27. Januar 2025 begann, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz vor 80 Jahren.
In der Aula unserer Schule war jeder Platz besetzt. Fast 200 Schülerinnen und Schüler hatten sich eingefunden. Die Schauspielerin Cornelia Schönwald schritt zunächst durch den Gang und berichtete von der Zeit, welche zum Aufstieg der Nazis führte. Eine Zeit, in welcher aufgrund des verlorenen ersten Weltkrieges viel Not herrschte. Eine Not, welche Hitler als Nährboden diente, um seinen antisemitischen Hass zu säen, und welche die tragischen Schlachtfelder des 2. Weltkrieges prägte.
Sie beschrieb das Leben der von Moltkes, eine Familie, welche sich gegen das Regime stellte, und Widerstand leistete. Helmuth James von Moltke wurde für das Denken über die Zukunft nach einem Sturz Hitlers Anfang 1944 inhaftiert und knapp ein Jahr später nach einem Schauprozess hingerichtet. Letztendlich für das Nachdenken über eine Zukunft Deutschlands nach Hitler und ohne dass ihm Verbindungen zu gewaltsamen Umsturzplänen nachgewiesen werden konnten.
Ergriffenes Schweigen füllte den Raum, als Cornelia Schönwald anschließend aus dem Briefwechsel aus dem Gefängnis zwischen den beiden Eheleuten verlas. Es schien allen unbegreiflich, mit welcher Kraft und Liebe die Briefe, trotz des schier unausweichlichen Todes, geschrieben waren.
„… ich habe mein Leben lang, schon in der Schule, gegen einen Geist der Enge und der Gewalt, der Überheblichkeit und der mangelnden Ehrfurcht vor Anderen, der Intoleranz und des Absoluten, erbarmungslos Konsequenten angekämpft, der in den Deutschen steckt und der seinen Ausdruck in dem nationalsozialistischen Staat gefunden hat.
Ich habe mich auch dafür eingesetzt, dass dieser Geist mit seinen schlimmen Folgeerscheinungen wie Nationalismus im Exzess, Rassenverfolgung, Glaubenslosigkeit, Materialismus überwunden werde.“
Diese Worte von Helmuth James (im Abschiedsbrief an seine Söhne) treffen auch auf Freya zu. Sie war eine unglaublich starke Frau – zweifache Mutter, Ehegattin und Freiheitskämpferin. Unter ihrer Leitung wurde das Familiengut Kreisau nicht nur Ort der Treffen der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“, sondern auch Zufluchtspunkt für ausgebombte und verfolgte Freunde.
Aufopfernd stand Sie Helmuth James zur Seite und bekräftigte ihn auch über den Tod hinaus. So setzte sich Freya ihr Leben lang für eine Welt der Toleranz und Liebe, aber auch des Erinnerns an die grausamen Taten der Nazis ein.
Im an die Lesung anschließenden Gespräch schilderte Meike Völker ihre Erinnerungen. Sie hatte durch ihre Tätigkeit in der Jugendbildungsstätte Haus Kreisau Berlin Freya von Moltke noch persönlich kennengelernt. So waren sie 1989 an der Gründung einer internationalen Begegnungsstätte und einer Gedenkstätte der europäischen Widerstandsbewegung auf dem ehemaligen Familiengut Kreisau, heute Krzyzowa in Polen, beteiligt.
Wir Lehrerinnen und Lehrer sind zutiefst dankbar für solche besonderen Veranstaltungen, die es uns ermöglichen, die Gefahren von Rassismus und Intoleranz mit unseren Schülerinnen und Schülern zu thematisieren und zu vertiefen. Eine Kollegin bemerkte nach der darauffolgenden Unterrichtsstunde: „… ich war überrascht, wie gut ich im Anschluss mit meinen Schülerinnen und Schülern darüber diskutieren konnte.“
Ein herzlicher Dank gilt Cornelia Schönwald, Meike Völker, unserem langjährigen Partner, der Jugendbildungsstätte Haus Kreisau, sowie der Gesellschaft für jüdisch- christliche Zusammenarbeit GcjZ Berlin.
Danke für eine unvergessliche Veranstaltung, die uns alle inspiriert hat.
Euer/Ihr Team Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage